Warum Lehrer werden?
Jeder Lehramtsstudent, jeder Referendar muss sich mehrfach der Frage stellen: „Warum wollen Sie Lehrer werden?“ Diese Fragestellung zielt nicht etwa direkt auf die Eignung zum Lehrberuf ab, vielmehr geht es um Motive, um Motivation, die während etwaiger Durststrecken im Studium oder Referendariat abgerufen werden kann. Abgesehen davon ist die Frage natürlich ein beliebter Eisbrecher bei jedem Seminar mit Junglehrern: Sicherlich hat jeder seine eigenen Gründe für die Berufswahl, und so lassen sich leicht Gemeinsamkeiten entdecken, die dann in einem Wir-Gefühl münden können.
Wie sich dann aber im Gespräch oft herausstellt, gehen die Gründe für die Entscheidung, Lehrer zu werden, weit auseinander. Auf jeden potentiellen Berufseinsteiger treffen sicher mehrere Gründe zu, weswegen jede Untersuchung zu dieser Thematik – je nach Fragestellung – ganz unterschiedliche Ergebnisse hatte.
- Viele Junglehrer geben als einen der entscheidenden Faktoren für ihre Berufsentscheidung an, dass sie den einen oder anderen ihrer eigenen Lehrer als besonders interessant, engagiert und motivierend erlebt haben. In dessen Fußstapfen wollen sie steigen – genau so unterhaltsam, gerecht, liebenswert und vorbildlich sein. Auf ähnliche Art kann auch der Lehrberuf in einer Familie ‚vererbt‘ werden, wenn der Verwandte seinen Berufsalltag als gewinnbringend schildert.
- Auch das Gegenteil kann der Fall sein: Ein selbst ‚erlittener‘ Pädagoge wurde als derart unfähig erlebt, dass der Wunsch aufgekommen ist, es anders – und in jedem Fall besser – zu machen.
- Die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie, bedingt durch die relativ freie Zeiteinteilung am Nachmittag und die gemeinsamen Ferienzeiten, ist ein häufig auch mitschwingender Grund.
- „Etwas mit Kindern oder Jugendlichen tun.“ Auch das ist ein häufiges Motiv – besonders gern genannt von Studierenden, die selbst in der Jugendarbeit von Vereinen und Verbänden aktiv sind, oder als Jugendlicher dort sehr eingebunden waren und auf diese Art ein liebgewonnenes Hobby zum Beruf machen wollen.
- Gern zur Schule gegangen sind allgemein viele Lehrer – diese Freude am Lernen und am Unterricht weiter zu erleben und dabei gleichzeitig weiterzugeben, kann ein starkes Motiv bei der Berufswahl sein.
- Ganz klar – der Beamtenstatus und das damit verbundene krisensichere Lehrer-Gehalt sind reizvoll, je nach Schulart, Bundesland und Karrieremöglichkeiten mehr oder weniger. Die wellenförmig verlaufenden Lehrereinstellungszahlen zusammen mit den Prognosen der Kultusministerien tragen immer wieder dazu bei, dass dieser Effekt stärker oder schwächer wird.
- Es wird sicher (hoffentlich!) auch das Interesse – ja, die Begeisterung am Unterrichtsgegenstand oder der Schulart eine wichtige Rolle spielen.
Generell gilt, dass die Berufsentscheidung zum Lehrberuf niemals auf einem einzigen Grund basiert – vielmehr werden bei jedem Lehramtskandidaten mehrere Motive mitschwingen. Letzte Wahl oder Notfallprogramm kann der Lehrberuf nicht sein, Karrieresprungbrett andererseits auch nur in Ausnahmefällen.
Lehrer ist man, oder man ist es eben nicht. Jeden Morgen auf’s Neue muss man „ja“ zu diesem Beruf sagen – wie bei jedem anderen Beruf auch. Die Alternative, sich einfach nochmal umzudrehen, wäre nicht nur schnell karriereterminierend, sondern auch ganz kurzfristig unverantwortlich und unkollegial.
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