Die erste Unterrichtsstunde
Das neue Schuljahr ist da – Zeit für den Start. Dann mal los:
Die erste Stunde
… in einer neuen Klasse, an einer neuen Schule, im Referendariat, als Frischversetzter oder überhaupt als Lehrender ist aufregend. Zwischen vierzig und achtzig Augen sehen sich die neue Lehrkraft an, bemerken Details. Aus der Psychologie wiessen wir, dass diese erste Stunde entscheidend sein kann für das ganze kommende Schuljahr.
Menschen sind Augenwesen. Soweit ist erstmal alles klar – zunächst einmal nehmen wir andere Personen optisch wahr. Wie geht die Lehrkraft da? Wie steht sie vor der Klasse? Und: Was hat sie an? Ist sie noch im Referendariat? Wird sie streng sein? Wird es etwas zu lachen geben? Um vor diesen kritischen Augen gut dazustehen, sind hier ein paar Hinweise:
Tipps für die ersten Unterrichtseinheiten
1.) Setting erkunden: Wann beginnt der Unterricht? Wo liegt das Klassenzimmer? Niemand will schon in der ersten Stunde zu spät kommen, nur weil man sich irgendwo im Schulhaus verläuft, oder weil der Stundenplan anders aussieht als erwartet. Auch benötigte Medien kann man im Vorfeld abklären; an manchen Schulen müssen Overhead-Projektoren, Beamer, Fernseher oder CD-Player reserviert werden, an anderen muss der Lehrer selbst Kreide dabeihaben.
2.) Informationen über die Schüler sammeln. Sitzplan organisieren, wenn möglich. Falls in einer Stunde davor in dieser Klasse hospitiert werden konnte, sind ein paar Schülerinnen oder Schüler vielleicht auch schon namentlich bekannt. Auch der Jahresbericht des Vorjahres kann eine gute Quelle für ein paar Schülernamen sein. Nein, es wird wohl niemand erwarten, dass ein neuer Lehrer alle Lernenden von Anfang an mit Namen kennt. Aber ein paar kennen, kann helfen. „Ja, Du, mit dem blauen Pullover, neben Kim…“ klingt souveräner als das zwanzigste „Äh, tschuldige, ich kenn Deinen Namen nicht.“
3.) Vorbereitung. Die ersten paar Sätze kann man gut vorplanen:
„Was sage ich?“
„Wie stelle ich mir eine nette Begrüßung vor?“
„Wo stehe ich?“
„Was stelle ich auf das Pult, was daneben?“
„In welcher Reihenfolge brauche ich welche Medien?“
Den Weg zum Klassenzimmer kann man auch schonmal abgehen (siehe Punkt eins), und nochmal sicher stellen, dass da auch wirklich die richtigen Schüler zur richtigen Zeit im richtigen Raum sitzen.
4.) Wegen der oben angesprochenen Augenwesen-Sache: Kleidung anziehen, die bequem sitzt, und einigermaßen zu dem Bild passt, das auch vermittelt werden soll. Professionell? Jugendlich? Sportlich? Traditionell? Und welche Schuhe – und überhaupt: Frisur? Bart? Brille?
5.) Vorfreude. Neue Leute, spannende Geschichten, interessante Begegnungen – einem Anfang wohnt ein Zauber inne, hat’s mal geheissen. Stimmt immer noch. Die Vorfreude ist übrigens auf beiden Seiten des Pults (und jetzt schnell hinter dem Möbelstück hervorkommen und direkt vor die Klasse stellen, ja, ist doch schon viel besser so…) hoch.
6.) Lächeln. Die Kids haben es verdient, angelächelt zu werden. Coaches für Telefonmarketing sagen, dass sich sogar der Klang der Stimme ändert, wenn man Zähne zeigt – so haben auch die Kinder was davon, die lieber zu ihren Klassenkameraden, an die Decke oder aus dem Fenster schauen. Tatsächlich kann es sein, dass die Kinder heute noch gar nicht angelächelt wurden. Umso wichtiger, dass es jemand tut.
7.) Nach der Stunde: Reflektieren. Was hat geklappt, was lief nicht gut? Auch ein paar Notizen zu Schülern können helfen – ganz besonders beim Namenlernen. Besonders gut funktionieren solche Notizen auf dem Sitzplan aus Punkt 2.
8.) Mehr Tipps? Ja, hier: Die zweite Unterrichtsstunde.
9.) Shoppen? Hier sind ein paar Dinge, die in Lehrertaschen gehören.