10 gute Gründe, Overheadprojektoren zu hassen
Overheadprojektoren (OHPs). 1945 von der US Army zu Ausbildungszwecken genutzt, seit den 50er/60er Jahren an Schulen verbreitet. Funzelig und unzuverlässig seit mehr als einem halben Jahrhundert. Angeschafft, damit es überall tageslichthell werde und Unterrichtsvorbereitung mehrfach nutzbar wird.
Aber im Ernst – wir haben das 21. Jahrhundert! Was ist das für ein rückständiges Gerät aus der Zeit der Diaprojektoren, das da direkt vor meinem Pult herumgammelt? Im deutschen Museum stehen technische Geräte, die jünger sind. Leichter. Dekorativer. Ich meine, Leute designen geschwungene Badezimmerausstattung, wuppelige Bürostühle und wellenförmige Tastaturen, während mitten an meinem Arbeitsplatz ein Stück Industrieabfall in Seniorenbeige steht?
Schön schreiben kann ich auf den Dingern nicht, und wenn ich’s doch versuche, sieht meine Hand aus, als hätte ich gegen einen Stapel Grillkohle Karate geübt. Letztlich ist das Schreiben auf Folien ein ähnliches haptisch-sinnliches Erlebnis wie auf ’ne Plastiktüte Kalligraphie zu pinseln.
Zeit für eine Abrechnung.
Was kann ich an OHPs nicht leiden?
1.) Das Geräusch, wenn der Lüfter eine leichte Unwucht hat. „Schknrrrrrrffrrrrrr“
2.) Der Geruch von verbranntem Plastik, wenn die Lampenfassung mitsamt der heiss gewordenen Glühbirne übern Jordan geht.
3.) „Das hat er öfter, da müssen Sie hier fest hindrücken.“ Schon klar, Kollege Moser findet die Stelle blind, und ich mach mich hier vor den Schülern zum Affen, weil ich drei Zentimeter zu weit links rumfummel.
4.) „Unser Overhead ist jetzt in der 7f, die brauchten zwei (Zwei? Verkehrserziehungs-Farbfolien-Marathon mit rotem, gelben und grünen Auto? Wildromantischer Frühschoppen im Funzellicht?). Wir haben den aus der 8c ausgeliehen.“
5.) Die aufkommende Unsicherheit, wenn der Glühbirnenauswahlschalter auf ‚Birne 2‘ steht. Birne 1 ist vermutlich schon durch. Höchstwahrscheinlich. Und das gerade heute, wo ich für meinen Englischunterricht ganze drei verschiedene tolle Folien dabei habe, eine sogar mit Abdecken.
6.) Das ungute Gefühl, wenn der schwarze Folienstift langsam den Geist aufgibt, und nur noch grün und gelb übrig sind. Das kann ja ein Unterricht werden. Na, könnt Ihr das lesen? Ich auch nicht.
7.) Gaaaanz leichtes Bildwackeln, wenn am Tisch neben der Höllenmaschine einer kippelt. Reisekrankheit? Zu wenig Kaffee? Unterzucker? Nein, nur ein Schüler, der gern mit dem Bein gegen den Tisch rummst.
8.) Overheadprojektor-Staubschutzfolie.
Unästhetisch, knitterig, staubig. Macht das häßliche Dings noch monströser. So viele Gummibäume kann man gar nicht im Klassenzimmer aufstellen, dass da das Feng Shui wieder gerade hängen würde.
9.) Tote Kleininsekten im Projektorgehäuse. Gut, die tun keinem mehr was. Schlecht, sie machen die Glühlampe noch dunkler.
10.) Das Stromkabel wird immer entweder zur Stolperfalle oder ist zu kurz. Verlängerungskabel helfen auch nicht, verschärfen das Problem eher.
(Bildquelle: Rob Sinclair, flickr).