Unterricht mit iPad – Erfahrungsbericht


Der Autor beim Zerkratzen seines Displays

Nach 20 Monaten Unterricht mit iPad ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zusammenzustellen: Was hat funktioniert gut, und was nicht?

Die positive Seite:

1.) Akkulaufzeit. Das Gerät kommt immer noch locker durch einen Schultag mit Nachmittagsunterricht – der Akku hält sich also deutlich besser als der in meinem letzten Laptop.
2.) Gewicht. Ja, schwerer ist das iPad nicht geworden; jeden Tag habe ich das Ding mit in der Schule, und in der Schultasche stört es eigentlich nicht.
3.) Flexibilität. Es ist schneller an und schneller aus als ein Laptop. In vielen Klassenzimmern hängt mittlerweile ein Beamer an der Decke, an den ich mein iPad schnell und unkompliziert anschliessen kann.
4.) Zuverlässigkeit. Im gesamten letzten Schuljahr hat mich das iPad nur einmal im Stich gelassen, als nach einem Update ein Film für den Unterricht nicht mehr auffindbar war. Ansonsten: Alles in Butter.

Die negative Seite:

1.) Handlungsorientierung. Ja, ein tolles Wort, ein Ideal des Unterrichts – Schüler sollen etwas tun… Aber nicht mit meinem iPad. Aber hey – wenn ich einen Film am Fernseher zeige, dürfen die Kinder auch nicht dauernd am Fernseher herumdeuteln.
2.) Sozialformen. Egal ob Powerpoint-Präsentation (ja, Keynote, schon klar) oder Boulevard-Zeitung: Sobald ich an dem Kästchen herumdrücke, um den Kids etwas zu zeigen, mache ich Frontalunterricht. Ist mir klar, ist den Kindern klar.
3.) Der Charme des Selbstgerechten. Ja, der geht flöten, wenn der Lehrer nicht mehr eine Möwe an die Tafel malt, sondern schnell ein Bild davon zeigt. Naja, wenn ich Montags-Maler spielen möchte, kann ich das immer noch tun, die Tafel ist ja auch noch da. Oder das Whiteboard.

Die Zukunft:

1.) Tablet-Klassen. Mal sehen, ob sich das durchsetzt. Jeder Schüler ein iPad – dann hat auch jeder Schüler ein Gerät für 400 EUR in der Tasche, das bei unsanftem Herumwerfen kaputt gehen kann, das verloren gehen oder gestohlen werden könnte. Auf der anderen Seite sollte man den Schülern auch etwas Verantwortung übertragen, und ein wenig Vernunft kann man ihnen schon auch zutrauen. Ich bleibe gespannt.
2.) Schulbücher im iPad. Apple rührt ja schon gewaltig die Werbetrommel, die Schulbuchverlage in Deutschland sitzen mit ein paar Konzepten in den Startlöchern, und manche Technologiebegeisterte reden schon den Tod des Druckartikels „Buch“ herbei. Mal sehen.
3.) Vernetzung. Wir sind erst am Anfang, und Twitter, Facebook und GooglePlus werden sicher bald vom nächsten big thing abgelöst. Währenddessen versuchen wir an den Schulen, den Kids überdauernde Werte mitzugeben, und die Werkzeuge zu nutzen, denen wir vertrauen.
4.) Vermischung sozialer Gruppen und Identitäten. Forscht hier schon jemand? Gibt es schon Erkenntnisse? Wenn die Schulklasse eine soziale Gruppe ist, gehört dann der Lehrer in die Facebook-Gruppe?

Comments are closed.