Die ideale Englisch-Lernsoftware

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Wünsche der Eltern…

An jedem Elternsprechtag taucht sie auf, die Frage nach der idealen Englisch-Lernsoftware:

„Können Sie uns ein Programm empfehlen, mit dem unser Kind am Computer Englisch lernt?“

Das klingt erstmal harmlos, aber eigentlich erwarten die Eltern viel mehr als nur ein einfaches Stück Software. Gleich mehrere Wünsche soll die Software auf einmal erfüllen:

  • Die Noten der Kinder sollen besser werden. Auch Eltern verhalten sich nach dem Motto „a winning team never change“, was hier bedeutet, dass nur in wenigen Haushalten ein bereits funktionierendes Lernritualsystem in Frage gestellt wird.
  • Der Familienfrieden soll wieder hergestellt werden. Lernen und Abfragen mit den Eltern bedeutet häufig Stress und Konflikte im gemeinsamen Familienalltag; schulische Probleme können so zum alles bestimmenden Thema am Familientisch werden. Statt den Eltern soll der Computer als unparteiischer Schiedsrichter den Erfolg des nachmittäglichen Lernens beurteilen.
  • Die Kinder sollen den Computer, der vielleicht ohnehin schon im Kinderzimmer steht, sinnvoll nutzen. Der Gedanke dahinter ist, dass die Facebook- und Spielzeit der Kinder mit der richtigen Englisch-Lernsoftware in Lernzeit umgewandelt werden soll.

Traditionelles Lernen als Vorbild

Lernsoftware folgt häufig realen Vorbildern. Der altbekannte Karteikasten wird nun eben virtuell bestückt und geleert, die Vokabelliste wird von Hand befüllt und die Merkzettelchen kleben jetzt nicht mehr an der Badezimmertür, sondern virtuell am Monitor. Statt Karteikärtchen zum Mitnehmen gibt es eine App für das Smartphone, damit sich das teure Ding wenigstens ein bisschen lohnt.

Ein echter Mehrwert der Lernsoftware gegenüber den traditionellen Lernmethoden kann so aber erstmal nicht ohne Weiteres erwartet werden. Wie denn auch, wenn nur Lern-Techniken nachgebildet werden, die eben auch ohne die elektronischen Medien möglich sind (und in der analogen Welt sogar einfach und schneller nutzbar sind)?

Der Erfolg von schulischem Lernen beruht auf Wiederholung und Verstehen, auf Versuch und Irrtum, auf Nachdenken und Nachmachen. Diesem Grundgerüst des Lernens werden die meisten Lernsoftware-Anbieter weitgehend gerecht, und hier liegen dann auch die Vorteile der Lernsoftware:

  • Schnelle Rückmeldung über Fehler. Wenn der Lerner etwas falsch schreibt, erhält er ein sofortiges Feedback, teilweise auch mit Hilfen zur Fehlerdiagnose.
  • Kontrolle über den Lernfortschritt. „Du hast schon 12 Vokabeln richtig, weiter so.“ … Das kann motivierend wirken, wenn die Software gut gestaltet ist.
  • Langfristiges Lernen. Der Erwerb einer Fremdsprache geht nicht besonders schnell; im Gegenteil: Regelmäßiges Wiederholen und Üben ist nötig. Hier hilft Lernsoftware, wenn der Schüler sich regelmäßig mit dem Programm hinsetzt und übt.

Spracherwerb als Spezialfall des Lernens

Zusätzlich zu den Grundlagen des Lernens, die so auch für beliebige andere Fächer Geltung haben, braucht es für den Erwerb einer Fremdsprache noch einiges mehr:

  • Sprachlichen Input, der zum Kenntnisstand des Schülers passt. Gerade Schüler, die den Anschluss verloren haben, können durch Lernsoftware wieder aufschliessen.
  • Lernen von Wort und Schrift. Gute Lernsoftware benötigt Audio-Inhalte, denn zum Spracherwerb gehört das Hören notwendig dazu. Dass die Tonqualität gut und klar verständlich sein sollte, versteht sich von selbst. Die Spracherkennung am Computer selbst ist noch nicht weit genug, als dass hier qualifizierte Rückmeldung an den Lerner erfolgen könnte. Wünschenswert wäre es dennoch.
  • Motivation. Der Wille, eine Fremdsprache zu lernen, wächst mit dem Willen, sich mit den Sprechern zu identifizieren. Oder, in anderen Worten, mit dem Willen, zur Gruppe der Englischsprechenden zu gehören. Eine Sprachlernsoftware braucht passende Texte und -besonders für Kinder- ansprechende Sprecher, die als Identifikationsfigur dienen können.

Was soll sie nun können, die ideale Lernsoftware?

Die ideale Lernsoftware

* Übt Sprache im Kontext. Die jeweiligen Situationen sind lebensnah und anschaulich gestaltet. Der Lerner kann sich die Situationen vorstellen und lernt richtiges sprachliches Handeln.

  • Misst die Lernzeit und hilft, sie zu strukturieren. Schüler neigen dazu, sich bei der Lernzeit selbst zu beschwindeln. Eine transparente Zeitanzeige kann hier helfen.
  • Misst den Lernerfolg. Ein Token-System, Belohnung-Badges und Ähnliches wirken bei Schülern motivierend.
  • Nutzt Audio, Video und natürlich auch Songs.
  • Bemüht sich um Spracherkennung.
  • Basiert nicht auf Vokabelgleichungen, sondern zielt ab auf souveränes Handeln in der Fremdsprache.
  • Passt zu den Inhalten des Unterrichts-Lehrwerks, damit die Schüler mit- und nachlernen können.
  • Ergänzt den Unterricht um weitere Texte. Die Lehrwerkstexte einfach nocheinmal am Computer-Bildschirm zu lesen, hat keinen Mehrwert.